2011 bis 2030/40
Bis zur Nuklearkatastrophe von Fukushima war die Kernenergie in Japan weitgehend unumstritten. Sie produzierten ein knappes Drittel des in Japan verbrauchten Stromes; die produzierte Strommenge sollte (unter anderem animiert durch steigende Ölpreise) noch erhöht werden. Die Katastrophe löste in Japan eine umfassenden Wende in der Energiepolitik aus (siehe auch: Energiewende). In Gesellschaft und Politik formierten sich Kräfte, die eine Abkehr von der Kernenergie forderten und bis heute (2012) fordern.
Im Juli 2011 äußerte der damalige Ministerpräsident Naoto Kan, Japan werde langfristig aus der Kernkraft aussteigen.[93] Sein Nachfolger Yoshihiko Noda kündigte schließlich einen mittelfristigen Ausstieg aus der Kernenergie an.[94][95]
Da parallel zu den politischen Ankündigungen in Japan die Präfekturregierungen einem Wiederanfahren der Kernkraftwerke nach der alle 13 Monate stattfindenden Revision zustimmen müssen, dies aber nach Fukushima angesichts massiver Bedenken und Proteste in der Bevölkerung nicht taten, betrieb Japan im März 2012 nur noch einen einzigen von ehemals 54 Atomkraftwerken, das Tomari 3. Anfang Mai 2012 ging auch dieser Reaktor für Wartungszwecke vom Netz. Damit wurde kurzzeitig in Japan zum ersten Mal seit 42 Jahren kein "Atomstrom" mehr erzeugt. Begleitet wurde die Abschaltung des letzten Reaktors von Demonstrationen gegen die Kernenergienutzung.[96] Ex-Regierungschef Kan räumte ein, dass Atomkraftgegner in Japan bis 2011 unterdrückt und diskreditiert wurden.[97]
Am 16. Juni 2012 ordnete Ministerpräsident Noda gegen den Widerstand der Bevölkerung an, zwei Reaktoren im Kernkraftwerk Ōi wieder in Betrieb zu nehmen, da sonst Stromknappheit drohe.[98] In der Folge kam es zu Massenprotesten gegen die Atomkraft[99], und 7,4 Millionen Japaner unterzeichneten im Juli 2012 eine Petition zum Ausstieg aus der Atomenergie.[100]
Im September 2012 wurde dann der beschlossene Ausstieg für 2030–2040 verkündet. Die Laufzeit aller Kernkraftwerke, die von der neu gegründeten Atomaufsichtsbehörde als sicher eingestuft werden, soll auf maximal 40 Jahre begrenzt werden, ein Neubau von Kernkraftwerken nicht mehr erlaubt sein. Weiterhin ist aber vorgesehen, bestehende und nach der Havarie stillgelegte Reaktoren wieder in Betrieb zu nehmen. Faktisch handelt es sich also um einen Neubaustop. Um den wegfallenden Atomstrom zu kompensieren, soll bis 2030 der Anteil Erneuerbarer Energien auf 30 % gesteigert werden sowie der Stromverbrauch um 10 % verringert werden. [101][102]
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